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Generaldebatte im Bundestag: Friedrich Merz wirft Alice Weidel "persönliche Herabwürdigung" vor

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 Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei der Generaldebatte im Bundestag
© Kay Nietfeld/​dpa

Kanzler Merz wehrt sich gegen Vorwürfe von AfD-Chefin Weidel. Grünenfraktionschefin Dröge sprach von einer klimapolitischen Bankrotterklärung der Regierung. Das Liveblog

Aktualisiert am 9. Juli 2025, 11:10 Uhr

Sophia Reddig

Abgeordnete verlassen bei Chrupallas Rede den Saal

Die Reihen der Abgeordneten leerten sich, als AfD-Chef Tino Chrupalla ans Rednerpult tritt. Er warf der Regierung wie schon zuvor Weidel vor, ihre Versprechen gebrochen und die Bürgerinnen und Bürger enttäuscht zu haben. Vor allem das Sondervermögen kritisierte er.

Ferdinand Otto

Die Coronaverteidigung

Jetzt also löst Spahn, der Ex-Gesundheitsminister, sein Versprechen ein und spricht noch mal zu Corona. Seine Verteidigungslinie ist in etwa die, die wir aus den letzten Wochen kennen. Sinngemäß zusammengefasst: Ja, es war teuer. Aber es war halt Krise. Er erinnert an die Situation im Frühjahr 2020. "Ja, wir haben aus heutiger Sicht zu viel beschafft, zu viele Masken, zu viele Impfstoffe", sagt Spahn. "Aber wir waren davon überzeugt in der Krise, wenn wir zu wenig gehabt hätten, wäre es noch teurer geworden."

Und Spahn attackiert den Chefankläger der Grünen, Janosch Dahmen, mit dem Gesundheitspolitiker habe er damals häufig telefoniert. "Aber an eines kann ich mich nicht erinnern, dass Sie jemals gesagt hätten. 'Hören Sie auf, Masken zu kaufen.'" Spahn sagt: Wir haben das Land durch die größte Krise der bundesrepublikanischen Geschichte geführt.

Beobachtung: Die Unionsfraktion applaudiert lange und laut. Sollten sich die Grünen erhofft haben, die Union lasse Spahn womöglich fallen – Fehlanzeige! Die Reihen schließen sich vielmehr.

Ferdinand Otto

Der Mann mit den vielen Masken

Auftritt Jens Spahn: Er ist das schwache Glied, das die Opposition in Merz' Regierungsmannschaft ausgemacht hat. Grüne und Linke attackierten den Fraktionschef der Union auch heute wieder – vor allem wegen seiner Maskendeals in der Coronazeit. Gerade die Grünen haben sich regelrecht verbissen in Spahn. Und jetzt? Ergreift er das Wort – und hält erst mal ein Grundsatzreferat. Leitthema: Vertrauen. Doch, wirklich.

Die politische Mitte müsse Vertrauen zurückgewinnen, nichts fürchte die AfD mehr als eine Regierung, die liefere. Spahn redet sehr engagiert und munter, lobt den Haushalt der Regierung, die neue Migrationspolitik, die Abschreibungen für Unternehmen. In der Zwischenzeit war die Spannung hier im Plenum merklich abgefallen. Viele Sitze haben sich inzwischen geleert. Spahn hat vor allem seine eigene Fraktion mit seiner Rede wieder aufgeweckt.

Und: Spahn lässt bisher als Erster in dieser Debatte eine Zwischenfrage zu. Ein Abgeordneter der Linken will mehr zu Spahns Maskengeschäften wissen. Spahn antwortet souverän, verspricht, am Ende seiner Redezeit auf die Frage einzugehen.

Michael Schlieben (aus dem Bundestag)

Michael Schlieben (aus dem Bundestag)

Die Insta-Opposition

Mit Heidi Reichinnek kommt ein anderer Ton in die Debatte. Anders als die bemüht kontrollierte Weidel und der bemüht integrative Miersch (außer beim Thema AfD-Verbot) spricht die Linkenfraktionschefin gewohnt schnell und Insta-tauglich. "Es kotzt mich an", ruft sie zum Beispiel – weil die Schere zwischen Arm und Reich auch unter der neuen Regierung mit ihren vielen Schulden einfach nicht kleiner werde.
 
Nicht ohne Witz listet sie dann die Gemeinsamkeiten zwischen der neuen und der alten Regierung auf: unter anderem Selbstlob, Chaos, gesprochene Versprechen. Dobrindt, der vorhin noch intensiv auf der Regierungsbank geschwätzt hat, hört gebannt zu. Klingbeil steht irgendwann auf (es geht gerade um die "Verteilung von unten nach oben“) und verlässt das Plenum. 

Marlena Wessollek

Linke kritisieren Ausgaben für Rüstung

Linkenfraktionschefin Heidi Reichinnek hat zu hohe Rüstungsausgaben im neuen Haushaltsentwurf kritisiert. Jeder Cent, der in die Rüstung fließe, fehle an anderer Stelle, sagte sie. "Die Rechnung zahlen die anderen, das ist ein Skandal“, fügte sie hinzu. Sie warf der Bundesregierung vor, das Geld von unten nach oben zu verteilen. Das Geld fehle nicht, es sei nur falsch verteilt.

Zudem forderte sie eine Senkung der Stromsteuer sowie der Vermögens- und der Erbschaftssteuer und kritisierte Kürzungen bei Sozialleistungen wie dem Elterngeld oder Bürgergeld. Reichinnek sprach sich für Investitionen in den sozialen Wohnungsbau sowie in Freiwilligendienste aus.

Marlena Wessollek

Dröge kritisiert Rückschritt in der Klimapolitik

Grünenfraktionschefin Katharina Dröge wirft der Bundesregierung zu wenig Einsatz beim Klimaschutz vor. "Das ist kein Stillstand, wie ich das erwartet hätte. Es ist ein unfassbarer Rückschritt beim Klimaschutz", sagte sie.

"Sie nehmen das Geld aus der Lkw-Maut, wo wir Grünen durchgesetzt hatten, dass es auch zur Finanzierung der Schiene genutzt werden kann, und stecken es wieder ausschließlich in die Straße", sagte Dröge. Zudem kritisierte sie die Subventionierung von fossilem Gas und Kürzungen bei den Klimaverträgen für die Industrie und bei der internationalen Klimafinanzierung. "Sie planen in großem Umfang fossile Gaskraftwerke und reden gleichzeitig darüber, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu verlangsamen", sagte Dröge. Das sei eine klimapolitische Bankrotterklärung. 

Sophia Reddig

Matthias Miersch fordert AfD-Verbotsverfahren

SPD-Fraktionschef Matthias Miersch hat Alice Weidels Rede als "verfassungsfeindlich" kritisiert und die Forderung seiner Partei nach einem AfD-Verbotsverfahren bekräftigt. Nicht umsonst sei diese Option im Grundgesetz verankert, sagte Miersch.

"Wie Sie über Menschen mit Migrationshintergrund geredet haben, hier, in einer Verallgemeinerung, ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die Migrationshintergrund in diesem Land haben und tagtäglich dieses Land bereichern", sagte er. In diesem Zusammenhang mahnte er außerdem an, "verantwortungsvoll" mit der Wahl der Verfassungsrichter am Freitag umzugehen.

Marlena Wessollek

Grüne kritisieren Steuerpolitik der Bundesregierung

Die Fraktionschefin der Grünen, Katharina Dröge, hat die Steuerpolitik des Kanzlers deutlich kritisiert. Der CDU warf sie vor, bei den Steuersenkungen die Reichen zu stärken und die Schwächeren zu schwächen. Man könne Merz offensichtlich nicht vertrauen, dass er verantwortlich mit Geld umgehe, sagte Dröge. 

Zudem kritisierte sie die Kürzungen im Haushaltsentwurf von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil beim Bürgergeld, bei Kindern und Jugendlichen, bei Entwicklungsarbeit und humanitärer Hilfe. 

Michael Schlieben (aus dem Bundestag)

Michael Schlieben (aus dem Bundestag)

Nüchterne Regierungserklärung

Was ist Olaf Scholz drei Jahre lang für seine Regierungserklärungen kritisiert worden. Dröge, technokratisch, an den echten Problemen vorbeiredend. Wie würde das, so hofften viele, erst unter dem Vollblutrhetoriker Friedrich-kein-Blatt-vor-dem-Mund-Merz werden? 

Nun, sein erster Auftritt in einer Generaldebatte in seiner neuen Rolle als Bundeskanzler war nun wahrlich kein Feuerwerk der Inspiration. Sondern eine Mischung aus nüchterner Rechtfertigung dessen, was seine Regierung tut und kalkulierter Auseinandersetzung mit AfD (und der Linken). Die AfD hielt zwar mit einigen Zwischenrufen dagegen, aber angesichts ihrer neuen Mäßigungsstrategie wirkte auch die Opposition etwas gehemmter als noch zu Scholz-Zeiten. 

Sophia Reddig

Merz betont Bedeutung höherer Verteidigungsausgaben 

Bundeskanzler Friedrich Merz sagte, die Entscheidung für wesentlich mehr Verteidigungsausgaben in Deutschland sei wichtig gewesen. Deutschland habe in der EU sowie der Nato eine Führungsverantwortung übernommen. "Wenn wir das nicht getan hätten und wenn wir nicht mehr bereit gewesen wären, für unsere Verteidigung auszugeben, wenn wir AfD und Linkspartei gefolgt wären, dann wäre die Nato wahrscheinlich im 70. Jahr unserer Mitgliedschaft auseinandergebrochen", sagte er.

Die Grundgesetzänderung ermögliche, erhebliche Anstrengungen zur Wiederherstellung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu unternehmen. Hierfür seien neue Regeln zum Bürokratieabbau in der Bundeswehr auf dem Weg, mit denen die Beschaffung vereinfacht und beschleunigt werden soll. Aktuell sind die Verfahren zur Beantragung von Material wie Waffen und Munition sehr langwierig. 

Sophia Reddig

Friedrich Merz verteidigte illegale Zurückweisungen an der Grenze

Der Kanzler äußerte sich auch zum Thema Migration. "Wir werden dieses Problem lösen", sagte Merz. In der ersten Jahreshälfte seien nur noch halb so viele Asylanträge gestellt worden wie im Vorjahreszeitraum. Zudem verhindere die Regierung "Tausende illegale Einreisen" durch Zurückweisungen an den Grenzen.

Merz sagte, die Regierung müsse "bis auf Weiteres" daran festhalten. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt dankte er in diesem Zusammenhang für seine Arbeit. Deutschland bemühe sich um eine "gemeinsame europäische Lösung", aber würde bis dahin "Übergangsregeln" schaffen.

Michael Schlieben (aus dem Bundestag)

Michael Schlieben (aus dem Bundestag)

Ampelspitzen auf Hinterbänken 

Was machen die Führungspolitiker der früheren Ampelregierung? Wenn Sie sich nicht gerade in New York um die Weltpolitik kümmern (Baerbock) oder zu Hause ums Kleinkind (Lindner): Viele von ihnen sitzen auf den Hinterbänken des Bundestags. 

In der SPD-Fraktion ab Reihe 6: Ex-Parteichefin Saskia Esken, Ex-Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze und der frühere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (gelber Pulli, 7. Reihe). Die meiste Zeit lesen Sie in Ihren Handys, während der Kanzler spricht. 

Bei den Grünen sitzt in Reihe 6 Ex-Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Er hört Merz zu. An einer Stelle klatscht er einsam vor sich hin, als Merz über den Bürokratieabbau spricht. 

Ferdinand Otto

Die AfD kann es doch nicht lassen

Mit Merz' Reaktion auf Alice Weidel ändert sich sofort auch die Dynamik im Plenum: Es applaudieren die Fraktionen der demokratischen Mitte. Merz erinnert Weidel daran, was in ihrer Rede völlig fehlte: ein Wort zur Ukraine und den schweren russischen Angriffen. Auch die Grünen klatschen da laut mit.

Und die AfD? Johlt, buht. Während Merz redet: ein Zwischenruf nach dem nächsten. Die Fraktion stört die Rede des Kanzlers, wo sie kann. Von neuer Mäßigung ist nichts zu sehen. Die AfD kann es nicht lassen.

Sophia Reddig

Kanzler Merz weist Weidels Kritik zurück

Bundeskanzler Friedrich Merz hat die Kritik von Alice Weidel entschieden zurückgewiesen. Unter Buhrufen der AfD-Fraktion sagte er, eine Regierung müsse sich Kritik stellen, aber niemand müsse "Halbwahrheiten, üble Nachrede und persönliche Herabsetzungen" über sich ergehen lassen.

Er kritisierte zudem, dass Weidel in ihrer Rede ausschließlich auf nationale Themen eingegangen sei und internationalen Themen und Beziehungen keinen Raum gegeben habe. Merz dagegen hob hervor, dass er selbst gerade dabei sei, Netzwerke auszubauen und so auf die veränderte sicherheitspolitische Lage reagiere.

Michael Schlieben (aus dem Bundestag)

Michael Schlieben (aus dem Bundestag)

Weidels neuer Tonfall 

Was war das? Lahme Hetze? Müde Demagogie? Die AfD will sich gemäßigter geben, das ist dem Auftritt von Alice Weidel in jeder Passage anzumerken. Ihr Tonfall ist bemüht ruhig, der Inhalt gleichwohl gewohnt konfrontativ ("Lügenkanzler", "linksradikal").

Die anderen Parteien halten sich diesmal mit Zwischenrufen zurück. Manche in der Union drehen Weidel teilweise demonstrativ den Rücken zu. Auf der Regierungsbank lesen sie oder unterhalten sich leise (fortwährend: Klingbeil und Dobrindt).

Weidels eigene Fraktion klatscht kurz und pflichtschuldig, wirkt aber ebenfalls etwas sediert. Dadurch ist die Atmosphäre an diesem Morgen noch etwas weniger hitzig als sonst während Generalabrechnungen der AfD.

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